Das Leben und Wirken einer erstaunlichen Frau

Nach genauerer Beschäftigung mit der Hungersnot von 1815/16, interessierte es mich, wie die gehobene Gesellschaft mit dieser Not umgegangen ist. Dabei bin ich auf die Königin von Württemberg gestossen, welche mich schon nach kurzer Recherche in ihren Bann gezogen hat. Aus diesem Grund widme ich diesen Blog dieser erstaunlichen Frau.

Bild 1: Portrait von Katharina
Bild 1: Portrait von Katharina

Katharina Pawlowna wird 1788 als Tochter von Zar Paul I und seiner Frau Zarin Maria Feodrovna geboren. [1] [2] (Bild 1) Ihr ältester Bruder besteigt drei Jahre später, nach dem Tod ihres Vaters, den Zarenthron. Als Napoleon I 1808 um die Hand von Katharina anhält, ist ihr Bruder zuerst nicht abgeneigt. Als sich die Mutter aber dagegenstellt und auch Katharina nicht an der Hochzeit interessiert ist, lehnt er ab. [3] Ein Jahr später heiratet Katharina den Herzog Georg von Oldenburg. (Bild 2) [3]

Bild 2: Herzog Georg von Oldenburg
Bild 2: Herzog Georg von Oldenburg

Nach der Hochzeit nimmt Katharina regen Anteil an den Arbeiten ihres Mannes. Nebenbei schmiedet sie Komplotte, baut sich eine eigene Armee auf, sorgt für die Armen und beteiligt sich an der Politik. Wenn sie es für richtig hält kritisiert sie auch ihren Bruder den Zaren. [3] Über den Verlust ihres Mannes, welcher 1812 an Typhus stirbt, ist sie sehr betrübt. [1] [2] Zwei Jahre später verliebt sie sich in ihren Cousin, den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Württemberg. [1] [4]
(Bild 3) 

Bild 3: Friedrich Wilhelm von Württemberg
Bild 3: Friedrich Wilhelm von Württemberg

Der Wienerkongress 1815 führt zu einem offiziellen Treffen der Beiden. [1] [4] Vor ihrer Hochzeit muss die erste Ehe von Wilhelm, zu welcher er gezwungen wurde, annulliert werden und im Januar 1816 heiraten sie. [1] [5] Als kurze Zeit später der Vater von Wilhelm stirbt, wird Wilhelm König von Württemberg und sie ziehen nach Württemberg. Schon nach kurzer Zeit realisiert Katharina, in welcher Armut das Land steckt. Ausserdem herrscht zu dieser Zeit die europaweite Hungersnot. Katharina beginnt sich sozial zu engagieren. Sie importiert aus Russland Getreide, gründet die erste landwirtschaftliche Schule, Spitäler, Beschäftigungsanstalten, eine Mädchenschule, Speiseanstalten und noch vieles Anderes. Sie setzt dafür ihr eigenes Vermögen ein. Auch ihre Mutter und ihr Bruder unterstützen sie finanziell dabei. Durch ihr Engagement schaffte sie Arbeitsplätze und wird im Volk sehr beliebt. [1] [2] [3] [4] [5] Für sie gilt: „Arbeit hilft mehr als Almosen“ [6] und „was dem Volk hilft, sichert die Position des Königs“. [7] Auch ihr Mann Wilhelm schafft Neues. Er führt die Pressefreiheit, das Postgeheimnis und 1819 eine neue Verfassung ein. Wilhelm und Katharina geben sich bürgerlich und leben bescheiden für ihren Stand. [5] 

Bild 4: Grabstätte auf dem Rotenberg
Bild 4: Grabstätte auf dem Rotenberg

Durch ihre Beliebtheit und all ihre guten Taten, ist die Bestürzung um ihren Tod, nach nur drei Jahren in Württemberg, gross. Was genau der Grund ihres frühen Todes im Alter von nur 30 Jahren ist, bleibt wohl für immer ein Mythos. Wilhelm lässt für Katharina eine Grabstätte auf dem Rotenberg erbauen in der auch er nach seinem Tod beigesetzt wird. [1] [3] [5] (Bild 4)

(Dieses Video zeigt eindrücklich wie viel Mühe sich Wilhelm für die Bestattung seiner Ehefrau gab.)

Ich finde es bewundernswert, wie Katharina in solch kurzer Zeit so viel Gutes bewirken konnte. Mir zeigt das Leben dieser Person, dass nicht alle einflussreichen Menschen während der Hungersnot nur auf sich selber fixiert waren, sondern dass sie sich auch für ihr Volk einsetzten.


[1] Vgl. Stuttgarter Nachrichten, www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.im-glanz-der-zaren-katharina-die-koenigliche.9c6ab32c-f360-49a3-9088-f4ed5358e2d6.html (Zugriff: 29.11.2015)

[2] Vgl. www.wirtemberg.de/katharina.htm (Zugriff: 29.11.2015)

[3] Vgl. EPOCHE NAPOLEON, www.epoche-napoleon.net/bio/w/wuerttemberg05.html (Zugriff: 29.11.2015)

[4] Vgl. www.grabkapelle-rotenberg.de/wissenswert-amuesant/persoenlichkeiten/katharina-von-wuerttemberg/ (Zugriff: 29.11.2015)

[5] Vgl. Monumente Online,  www.monumente-online.de/11/05/sonderthema/Kulturgeschichte_Wuerttemberg.php (Zugriff: 29.11.2015)

[6] Monumente Online,  www.monumente-online.de/11/05/sonderthema/Kulturgeschichte_Wuerttemberg.php (Zugriff: 29.11.2015)

[7] Stuttgarter Nachrichten,  www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.im-glanz-der-zaren-katharina-die-koenigliche.9c6ab32c-f360-49a3-9088-f4ed5358e2d6.html (Zugriff: 29.11.2015)

 

Napoleon III

Bei meinen Recherchen über Napoleon I bin ich immer wieder auf den Namen Napoleon III gestossen. Ich wurde neugierig und wollte mehr über diese Person erfahren. Darum widme ich den folgenden Blog Napoleon III.

Bild 1: Stammbaum von Napoleon III
Bild 1: Stammbaum von Napoleon III

Napoleon III wird 1808 als Neffe von Napoleon I in Paris geboren. [1] (Bild 1) Zu dieser Zeit weiss noch niemand, dass er der letzte Bonaparte an der Macht sein würde. Nach der Niederlage von Napoleon I in Waterloo muss auch Napoleon III mit seiner Mutter ins Exil. [1] [4] Sie werden nach Konstanz geschickt. [2] (Bild 2)

Bild 2: Im Schloss Arenberg wächst Napoleon auf.
Bild 2: Im Schloss Arenberg wächst Napoleon auf.

Er geht in Deutschland zur Schule, besucht aber in Thun (Schweiz) die Artillerieschule. Er besitzt sowohl die Schweizer als auch die Französische Staatsbürgerschaft. [3] Nach dem Tod von Napoleon II versucht er in Frankreich das  napoleonische Kaisertum wieder zu errichten. [4] Nach zwei erfolglosen Putschversuchen (1836 und 1840) bekommt er nach einem öffentlichen Prozess lebenslange Haft. Nach sechs Jahren Haft gelingt ihm die Flucht nach England. [1] Als in Frankreich das Revolutionsjahr (1848) ausbricht kehrt er zurück und wird mit klarer Mehrheit zum Präsidenten der zweiten französischen Revolution gewählt. [1] [4] In den nächsten Jahren entmachtet er die Nationalversammlung und löst die Verfassung auf. [2] [4] Dieses Vorgehen führt zu Aufständen in der Bevölkerung. Doch schon bald versöhnen sich die Bürger mit Napoleon III und die Proteste verschwinden. [2] Nach einem weiteren Staatstreich lässt er sich zum Kaiser ausrufen (1852). [1] [4] Ein Jahr später heiratet er die spanische Gräfin Eugéne de Montijo, mit der er drei Jahre später seinen einzigen Sohn bekommt. [4] (Bild 3)

Bild 3: Napoleon und seine Familie
Bild 3: Napoleon und seine Familie

Durch Napoleon III kommt es in Frankreich zu einer wirtschaftlichen Blütezeit. [5] Durch den  Sieg im Krimkrieg, in dem Grossbritannien, das osmanische Reich und Frankreich gegen Russland kämpften, steigert er das Ansehen Frankreichs in Europa. [4] Im Deutsch-Französischen Krieg (1870) gerät Napoleon III in Kriegsgefangenschaft und  wird schliesslich abgesetzt. (Bild 4) Kurz darauf wird er ins  Exil nach England gebracht. [1] [5]

Bild 4: Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg
Bild 4: Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg

In Frankreich wird derzeit die dritte Revolution ausgerufen. [4] Napoleon III gibt sich aber noch lange nicht geschlagen. Im Exil bereitet er seinen nächsten Staatsstreich vor. Doch alles sollte anders kommen. [5] Nach einer missglückten Blasenoperation stirbt er im Alter von 65 Jahren in England. [2] Obwohl Napoleon III sehr viel Gutes in Frankreich bewirkt hat, ist er bei den Franzosen nicht hoch angesehen. So wird sein Leichnam nicht aus dem Exil nach Frankreich zurückgebracht, wie das bei Napoleon I der Fall war. [4]

(Der erste Teil dieses Videos zeigt eindrücklich die Brutalität der Schlacht) 

Ich finde es spannend, was in der Zeit nach Napoleon I in Frankreich passierte. Es ist erstaunlich, dass nach Napoleon I noch weitere Napoleon Bonapartes an der Macht waren, welche nicht wirklich bekannt sind. Mich beeindruckt die Tatsache, dass die Stimmung der Bevölkerung gegenüber Napoleon III nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg so drastisch umgeschlagen ist. All das Gute, was Napoleon III bewirkt hat, schien damit vergessen zu sein.


[1] Vgl. www.wissen.de/lexikon/napoleon-iii-kaiser-von-frankreich (Zugriff: 26.11.2015)

[2] Vgl. Zeit online,  www.zeit.de/2008/15/A-Napoleon (Zugriff: 26.11.2015)

[3] Vgl. http://www.napoleon-bonaparte.info/napoleon_III.html (Zugriff: 26.11.2015)

[4] Vgl. dibb.de/napoleon3.php (Zugriff: 26.11.2015)

[5] Vgl. Who’s who the people lexicon, www.whoswho.de/bio/napolon-bonaparte-iii.html (Zugriff: 26.11.2015)

Der Hunger in der Schweiz 1816/17

Im Unterricht sind wir nicht genauer auf die grosse Hungersnot im Jahre 1816/17 eingegangen. Mich interessierte, wie es dazu kam, wie die Menschen darauf reagierten und welche Folgen die Hungersnot auslöste.

In der Schweiz spielte das politische Versagen und die Armut eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Hungersnot. Der wichtigste Auslöser war aber ein Vulkanausbruch im April 1815 in Indonesien. Der Ausbruch hatte weltweite Auswirkungen.[1] (Bild 1)

tambora
Bild 1: Krater des Vulkans Tambora nach dem Ausbruch

Durch den Staub und die Schwefelverbindungen in der Atmosphäre kam kaum Sonne auf die Erde.[2] Dadurch sank die durchschnittliche Temperatur um 2-4 Grad und es schneite in der Schweiz im Sommer ca. 20-mal.[3] (Bild 2)

temperaturauswirkungen
Bild 2: Temperaturveränderung in Europa

Durch das schlechte Wetter und die Kälte gab es Missernten und die Menschen hungerten. Die Preise schossen in schwindelerregende Höhen. Vor allem die Ostschweiz litt unter den hohen Preisen, denn im Gegensatz zur Westschweiz waren die Kantone weniger finanzstark.[4] [5] Um nicht zu Verhungern assen die Menschen die ekelhaftesten Sachen: Vogelbeeren, Eicheln, Nesseln, gemahlene Knochen, Aas oder sogar Gras.[1] [3] (Bild 3)

hungersnot
Bild 3: Menschen essen Gras mit den Kühen aus lauter Hunger

Die einzelnen Kantone riegelten sich gegenseitig ab, um den Handel von Getreide zu unterbinden. Unruhen waren trotzdem selten.[4] Die Klöster taten ihr Möglichstes, um den Armen zu helfen. In Degersheim (meinem Wohnort) wurde vom Kloster Magdenau eine Kraftsuppe verteilt. [4] Als der russische Zar die Not in der Schweiz sah, befahl er Getreidelieferungen und überliess der Ostschweiz 100‘000 Silberjubel.[2] [5] Viele Schweizer wanderten infolge der Hungersnot in das nahe gelegene Russland aus. [6] In den Jahren des Hungers starben alleine in St. Gallen ca. 8‘000 Menschen.[5]

 

William Turner
Bild 4: Abendstimmung von William Turner gemalt

Auch in der Kunst finden sich Spuren dieser Zeit. Die Maler William Turner und John Constable hielten die Zeit in farbenprächtigen Bildern fest. Durch die Asche in der Luft war die Abendstimmung besonders intensiv.[4] (Bild 4)

(Darkness geschrieben von Lord Byron während der Hungersnot) (Übersetzung)

Wenn ich daran denke, wie wir heute mit unseren Lebensmitteln umgehen, dann erschüttern mich die Berichte über die Hungersnot. Ich frage mich, wie es wohl wäre, wenn wir heute eine solche Situation hätten. Wie würde unsere Regierung und die heutige moderne Welt darauf reagieren? Würde es zu Kriegen um ein bisschen Nahrung kommen? Ich finde diese Fragen spannend und würde gerne mit den Lesern dieses Blogs darüber diskutieren.


[1] Vgl. www.watson.ch/Schweiz/Wissen/171560305-Als-die-Appenzeller-mit-dem-Vieh-grasten–Die-Hungersnot-im-%C2%ABJahr-ohne-Sommer%C2%BB-traf-die-Ostschweiz-am-schlimmsten

[2] Vgl. www.welt.de/geschichte/article114773903/Das-Jahr-in-dem-der-Sommer-ganz-ausfiel.html

[3] Vgl.  download.burgenverein-untervaz.ch/downloads/dorfgeschichte/1817-Die%20Hungersnot%20von%201816-17%20in%20Graub%C3%BCnden.pdf

[4] Vgl. www.tagesanzeiger.ch/wissen/geschichte/Als-die-Schweizer-Gras-assen/story/31406547

[5] Vgl. Buch „Degersheim; Herausgeber: Politische Gemeinde Degersheim 1996; Druck: Druckerei Flawil AG“, Seite 20-21

[6] Vgl. de.slideshare.net/ruedi.mumenthaler/schweizer-auswanderung-ins-zaristische-russland-17001917 (Rudolf Mumenthaler, der Autor dieses Artikels, ist „Professor for Library Science“ an der HTW Chur.)

 

Die Schweiz zur Zeit von Napoleon

Im Unterricht haben wir kurz das Leben und Wirken von Napoleon behandelt. Vertieft interessierte mich sein Einfluss auf die alte Eidgenossenschaft und die heutige Schweiz.

Vor der französischen Revolution bestand die Schweiz aus losen Bündnissen zwischen den einzelnen Orten (früherer Begriff für die Kantone). Diese Bündnisse werden heute als die alte Eidgenossenschaft bezeichnet. Schon im Jahre 1648 wurde die Souveränität der Eidgenossenschaft erstmals völkerrechtlich anerkannt. 1798 brachen Revolten bei den Untertanen der einzelnen Orte aus. Zur gleichen Zeit marschierten die Franzosen in der Eidgenossenschaft ein und gründeten einen zentralistischen Einheitsstaat, welcher Helvetische Republik oder auch helvetischer Bund genannt wurde (noch heute ist das Zeichen HB = „helvetischer Bund“ der Funk-Rufzeichenanfang der Schweizer Flugzeuge, Schiffe und Amateurfunker) (Bild 1). [1]

Bild 1: Flugzeug mit der Aufschrift HB
Bild 1: Flugzeug mit der Aufschrift HB

Die bis dahin bestehenden Untertanenverhältnisse, zwischen den einzelnen Ständen, wurden aufgehoben und alle Bürger galten als gleich. [1] Ein Jahr später wurde die Eidgenossenschaft zum Kriegsschauplatz, als die Österreicher und Russen versuchten die Franzosen zu vertreiben.  Dazu kamen noch ein Bürgerkrieg und das Scheitern des zentralistischen Einheitsstaates. All diese Ereignisse führten zur Verarmung von Bevölkerung und Staat. [2]

Knochenschicht des Massengrabes
Bild 2: Knochenschicht des Massengrabes

Im Jahr 1799 gab es einen Aufstand gegen die Franzosen, der in eine blutige Schlacht mündete. Die Leichen wurden, wie Untersuchungen von Archäologen im Jahr 2007 in Domat/Ems zeigt, hastig verscharrt oder überstürzt in Kalkbrennöfen geworfen und so begraben. Die Leichen wurden nicht in Reih und Glied bestattet, denn die Knochen lagen wirr bei- und übereinander. Um die Totenruhe nicht zu stören, wurde das Massengrab jedoch nicht vollständig von den Archäologen untersucht. Als Erinnerung an die Gefallenen wurde aus einem der Kalkbrennöfen ein Denkmal gemacht. [3] (Bild 2)(Bild 3)

Bild 3: Kalkbrennofen
Bild 3: Kalkbrennofen

Im Jahre 1803 schritt Napoleon als Mediator (Vermittler) in das Geschehen ein und forderte das Ende des Bürgerkrieges. Er hatte erkannt, dass ein Einheitsstaat nicht funktionieren würde und stellte deshalb die Mediationsakte auf. [2] [4] (Bild 4)

Bild 3: Titelblatt der Mediaionsakte
Bild 4: Titelblatt der Mediaionsakte

Diese stellte die Selbständigkeit der einzelnen Kantone wieder her. Weiter führte er die Tagsatzung anstelle des Parlaments und der Zentralregierung wieder ein. Auf den ersten Blick schien nun alles wieder wie vor der Zentralisierung zu sein, doch es gehörten nun sechs weitere Kantone zur neuen Eidgenossenschaft dazu.  Es bestand politische und rechtliche Gleichheit für die Bürger. Die Abhängigkeit von Frankreich wurde noch grösser als vorher. Die Eidgenossenschaft war verpflichtet, Napoleon 16‘000 Soldaten zur Verfügung zu stellen. Sie musste zudem an der Finanzierung der vielen Kriege mithelfen, die Napoleon führte. [4] Viele der Soldaten kamen in Napoleons Kriegen um. Im Russlandfeldzug starben allein über 8‘000 Soldaten. Durch die Schlacht am Berezina wurden die Schweizer Soldaten für ihren Kampfgeist bekannt. Sie hielten die russische Armee einen ganzen Tag in Schach, damit der Rest von Napoleons Armee den Fluss überqueren konnte. Ich finde, dass das bekannte Beresinalied die Stimmung von diesem Tag sehr passend wieder gibt. [4] 

(Das bekannte Beresinalied gesungen von einem Männerchor) 

Bild 4: Die Grenzen zur Mediationzeit
Bild 5: Die Grenzen zur Mediationzeit
Bild 5: Die Grenzen nach dem Wienerkongress
Bild 6: Die Grenzen nach dem Wienerkongress

Dieses Ereignis veränderte die Stimmung gegen Napoleon. Kurze Zeit später verbündeten sich England, Russland, Preussen und Österreich gegen Napoleon. Erneut wurden hunderttausende von russischen und österreichischen Soldaten in der Schweiz stationiert. Basel war für gewisse Zeit das Hauptquartier. Als Napoleon schliesslich besiegt und nach Elba verbannt wurde (siehe dazu mein Blog „Napoleons Zeit auf Elba„) versuchte die Eidgenossenschaft sofort auf die Seite der Siegermächte zu wechseln. Sie schafften auch die von Napoleon verfasste Mediationsverfassung ab. Doch schon bald brach ein Kampf über die neue Ordnung aus. [4] Der Wiener Kongress, welcher im Jahre 1815 stattfand, erweiterte die Eidgenossenschaft um drei weitere Kantone. [1] Dies war die letzte bedeutende Verschiebung der  eidgenössischen Grenzen. Die Kantone erhielten, mit Ausnahme der Aussenpolitik, ihre Souveränität zurück. Zudem wurde die Schweiz zur immerwährenden Neutralität verpflichtet. Das heisst konkret: Die Schweiz darf keine militärischen Bündnisse eingehen und muss den Durchzug fremder Truppen durch ihr Land verhindern. Im Gegenzug würde die Schweiz nicht angegriffen werden. [4]

Heutzutage wird gesagt, dass Napoleon nicht nur Ordnung in das Chaos der Eidgenossenschaft gebracht hat, sondern dass er auch einen bedeutenden Einfluss auf die Wirtschaftsgeschichte hatte. So soll zum Beispiel seine Kontinentalsperre die Schweizer Textilindustrie zum Aufblühen gebracht haben, da die Engländer mit ihrer überlegenen Industrie nicht mehr erreichbar waren.  Tobias Straumann, ein aktueller Wirtschaftshistoriker, äussert sich gegenüber dieser Aussage jedoch skeptisch, denn die Kontinentalsperre dauerte nur sieben Jahre. Darum stellt sich die Frage, ob es in diesen wenigen Jahren wirklich möglich war, eine industrielle Revolution auszulösen. [5]

Nach dem Studium dieses Berichtes ist meine Meinung nicht mehr klar definiert. Ich denke, die Kontinentalsperre hatte auf die Schweiz einen positiven wirtschaftlichen Einfluss. Ich denke jedoch, dass es nicht nur daran gelegen hat, sondern auch andere Faktoren zum wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen haben.

Ich finde es interessant, wie Napoleon ohne grossen Widerstand in die Schweiz einmarschieren konnte. Wenn ich mir überlege, wie das wohl heute aussehen würde, wenn jemand versuchte die Schweiz auf diese Art und Weise zu verändern, dann würde dieses Vorhaben wohl kläglich scheitern.

Ich persönlich fände es sehr spannend, mit einer Person zu sprechen, die zu jener Zeit gelebt hat. Mich interessiert nämlich die Frage: Wie haben die Menschen dieser Zeit über die ganze Situation gedacht?  Denn meine jetzigen Erkenntnisse beruhen weitgehend auf historischen Fakten.


[1] Vgl: www.eda.admin.ch/aboutswitzerland/de/home/geschichte/uebersicht.html

[2] Vgl: www.myswitzerland.com/de-ch/napoleon-und-die-schweiz.html

[3] Vgl: www.nzz.ch/massengrab-auf-dem-gelaende-der-ems-chemie-1.584952

[4] Vgl: www.geschichte-schweiz.ch/mediation-napoleon.html

[5] Vgl: blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/2990/alles-nur-dank-napoleon/ (Tobias Straumann der Verfasser des Artikels ist ein Schweizer Wirtschaftshistoriker, deshalb denke ich, dass der Artikel Vertrauenswürdig ist.)

Napoleons Zeit auf Elba

Während meinen Ferien auf Elba war Napoleon fast allgegenwärtig. Als wir im Unterricht diesen Herrscher behandelten, wollte ich genaueres über seinen Aufenthalt auf Elba erfahren.

Im Jahre 1802 geht Elba nach knapp einem Jahr Belagerung vom Besitz des Königreiches Neapel in den der Franzosen über. [1] Als Napoleon im April 1814 abdankt, muss er ins Exil. Er hat drei verschiedene Orte zur Auswahl: Korsika, Korfu und Elba. Seine Entscheidung fällt auf Elba, weshalb genau Elba ist jedoch nicht klar. [2]

Bild 1: Lage von Elba
Bild 1: Lage von Elba 

Schon einen Monat später wird er, von Engländern begleitet, nach Elba gebracht. Dort wird er jedoch nicht von kirchlichen und weltlichen Repräsentanten (Abgeordneter) empfangen, weil er ja nicht mehr Kaiser ist. Er wird dennoch von den Elbanern mit viel Jubel und Aufsehen begrüsst, denn er erhält die Herrschaft über Elba und darf auf der Insel schalten und walten, wie er möchte. Auf seiner Hinreise hat er bereits eine neue Flagge entworfen, welche bis heute als offizielle Flagge von Elba verwendet wird (Bild 2). [2] Im Hafen von Portoferraio (Bild 3) werden Napoleon, mit Begeisterung des ganzen Volkes, die Schlüssel der Stadt überreicht. Diese sind jedoch nicht echt, sondern vergoldete Kellerschlüssel, da die echten Schlüssel nicht auffindbar sind (Bild 4). Seine erste Nacht verbringt Napoleon im heruntergekommenen Gemeindehaus, welches er in einem Brief an seine Frau Maria Luisa (die nicht mitkommen durfte, wie auch sein Sohn) als sehr mittelmässig beschrieb. [3] Schon am nächsten Tag macht er sich auf die Suche nach einem geeigneteren Wohnort. Er inspiziert die ganze Insel und findet neben einem geeigneten Wohnsitz auch ein Gebäude, welches er zu seiner Sommerresidenz umbauen lässt. [4]

Bild 2: offizielle Flagge Elbas
Bild 2: offizielle Flagge Elbas

Schon kurze Zeit später beginnt Napoleon die Insel für seine Zwecke zu nutzen. Er lässt befestigte Strassen bauen, pflanzt gegen 32 Mio. Rebstöcke und treibt so den Weinertrag in Rekordhöhen. Auch Kastaniensetzlinge importiert er und die Seidenproduktion versucht er anzukurbeln, indem er an den neuen Strassen tausende von Maulbeerbäumen pflanzt. In Portoferraio selbst baut er eine Mülldeponie. All diese Veränderungen und die Ausgaben für sein Wohlergehen (z. B den Umbau seiner Wohnsitze) kostet ein Vermögen. Die Steuern werden für die Bewohner von Elba so hoch, dass die anfängliche Begeisterung schon bald nachlässt und die Elbaner anfangen unter seiner Herrschaft zu stöhnen. [4]

Drei Monate nach seiner Ankunft trifft seine Mutter Letizia auf Elba ein. Sie bleibt die restliche Zeit, in der Napoleon auf Elba lebt, bei ihm. [4] [5]

Bild 3: Portoferraio
Bild 3: Portoferraio

Einige Wochen nach seinem 45. Geburtstag, den er mit der ganzen Insel feierte, begibt er sich in die westliche Einsamkeit der Insel. Dort will er eine schöne Zeit zusammen mit seiner Geliebten, der polnischen Gräfin Maria Walewska und seinem Sohn Alexander, verbringen. Da die Gräfin inkognito auf die Insel kommt, entsteht das Gerücht, dass die Kaiserin auf Elba sei. Die Elbaner denken nämlich, die Gräfin sei die Kaiserin. Dieses Gerücht dringt bis zu Napoleon durch und er gerät in Panik. Darum schickt er seine Geliebte schon nach zwei Tagen wieder weg. Er kann ja nicht wissen, dass die Kaiserin gar nie vorhatte, zu ihm nach Elba zu kommen und alles nur ein böses Gerücht ist. [4] [5] Pauline Bonaparte, die Schwester Napoleons, ist die dritte Frau, die Napoleons Zeit auf Elba mit Ihrer Anwesenheit verschönert. Sie hält viele berauschende und unvergessliche Feste. [3]

Bild 4: Napoleons Ankunft auf Elba
Bild 4: Napoleons Ankunft auf Elba

In der Zwischenzeit wird am Wienerkongress der Wunsch geäussert, Napoleon an einen anderen Ort zu bringen. Dadurch wird sein Vorhaben zur Flucht noch mehr angetrieben. [2] Durch die Feste seiner Schwester können seine Spione ungesehen zu ihm vordringen. Und Sir Neil Campbell, der dafür sorgen sollte, dass Napoleon die Insel nie mehr verlässt, schöpft keinen Verdacht.  Deshalb verlässt Campbell Elba für zwei Tage. Diese zwei Tage nutzt Napoleon und er realisiert seine Flucht. [6] Er flüchtet jedoch nicht im Verborgenen, sondern er verabschiedet sich öffentlich, geht  vor Augen aller auf sein Schiff und segelt in Richtung Frankreich davon. So wie er mit Jubel empfangen wurde, wird er auch nach 9 Monaten und 22 Tagen mit Jubel verabschiedet. [4]

Bild 5: 200- Jährige Napoleon Elba Jubiläum
Bild 5: 200- Jährige Napoleon Elba Jubiläum

Napoleons Einfluss ist auf Elba auch heute noch zu sehen. Ich konnte das selber sehen, als ich diesen Herbst meine Ferien auf Elba verbrachte. Überall werden Sachen angepriesen die einen Bezug zu Napoleon haben. Es gibt sogar eine Quelle, die angeblich heilendes Wasser enthält, nur weil Napoleon daraus getrunken hat. Ich habe jedoch keine Veränderung an mir festgestellt. Ich finde es faszinierend, wie ein Mensch eine ganze Insel prägen konnte und dieser Einfluss auch noch Jahrhunderte später zu sehen und zu spüren ist. Im Jahr 2014 war das 200- Jährige Napoleon-Elba Jubiläum und alle in diesem Zusammenhang stehenden Ereignisse wurden gross gefeiert. So hat man zum Beispiel seine Wegfahrt von Elba nachgespielt. [7] (Bild 5)

(Kleiner Einblick in die Feierlichkeiten vom 200-Jährigen Jubiläum)

Napoleons Ruhm fängt auf Elba aber langsam an zu verblassen. Viele Ereignisse, die in Reiseprospekten gross angepriesen werden, werden nur noch im ganz kleinen Rahmen durchgeführt und von den Inselbesuchern und Einwohnern kaum noch besucht. [4]

Ich denke, für Elba und seine Bewohner war es eine Bereicherung, dass Napoleon bei ihnen war. Denn so ist die Insel sehr bekannt geworden und kann diese Bekanntheit für den  Tourismus nutzen, was sonst sicher nicht so ausgeprägt möglich wäre. Napoleons Zeit auf Elba hat aber mit Sicherheit auch seine negativen Seiten, denn seine Herrschaft war eine finanzielle Herausforderung.


[1] Vgl. Buch: Marco Polo Elba Reisen mit Insider- Tipps aus dem Mairs Geographischer Verlag S. 13

[2] Vgl. www.elba.org/de/isola-d-elba/napoleone-elba.php

[3] Vgl. www.infoelba.net/elbapedia/elbas-geschichte/napoleon-bonaparte/ankunft-auf-elba/

[4] Vgl. Buch: Elba Dumont Reisetaschenbuch von Eva Gründel und Heinz Tomek S. 60-69

[5] Vgl. diepresse.com/home/leben/reise/3852199/Elba_Exil-fur-Herrscher-Zuflucht-fur-Promis

[6] Vgl. www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/napoleon-bonaparte-die-flucht-von-elba/11436452

[7] Vgl. www.infoelba.net/elbapedia/200-jaehriges-napoleon-jubilaeum-2014-2015/historische-gedenkfeiern-zu-napoleons-ehren/